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Zwanzig Jahre danach - Anmerkungen zum Vermächtnis der deutschen Einheit

Statement von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch (Freiburg), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch (Freiburg), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Foto: © Deutsche Bischofskonferenz (DBK)
Anlässlich des Pressegesprächs während der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda sagte Erzbischof Zollitsch unter anderem:

"… Im Abstand von 20 Jahren sehen wir heute, dass verschiedene Entwicklungen, die sich am 9. November 1989 bündelten, schon sehr viel früher begonnen hatten. An einer ganzen Reihe von Wegmarken treffen wir dabei auf Papst Johannes Paul II. Michael Gorbatschow schreibt in seinen Memoiren sogar: ‚Alles was in den letzten Jahren in Osteuropa geschehen ist, wäre ohne diesen Papst nicht möglich gewesen.’ Ich erinnere hier nur an den ersten Besuch von Papst Johannes Paul II. in seiner polnischen Heimat 1979. Am Vorabend des Pfingstfestes betete er: ‚Sende aus deinen Geist! Sende aus deinen Geist! Und erneuere das Angesicht der Erde! Dieser Erde!’ Der Papst hat damals auf dem Siegesplatz in Warschau seinen Landsleuten Mut gemacht, sie ermuntert, sich für Freiheit und Menschenrechte zu engagieren, und mit seinem Gebet eine Bewegung der ‚Solidarität’ in Gang gesetzt, die auch mit Gewalt und Kriegsrecht nicht mehr zu stoppen war.

Wie wichtig es für die deutschen Katholiken – 1,13 Mio. in der DDR und 27,12 Mio. in der (alten) Bundesrepublik 1990 – war, dass sich Johannes Paul II. als Papst die vatikanische Ostpolitik selbst vorbehalten hat, haben viele damals unterschätzt. Seine grundsätzliche Kursänderung von 1978 hat aber dazu geführt, dass die deutschen Diözesangrenzen nicht an die Staatsgrenze angepasst wurden und die katholische Kirche in Deutschland institutionell eine gesamtdeutsche Klammerfunktion behalten konnte.
In beiden deutschen Teilstaaten drängten die Christen nicht auf Veränderung, viele hatten sich darauf eingestellt, dass die Teilung noch eine unbestimmte, jedenfalls längere Zeit andauern würde. Die Zeitgeschichtsforschung wird uns darüber Auskunft geben, welche unterschiedlichen Wege die beiden großen Kirchen dabei beschritten haben, um in dem atheistischen Staat und der weithin gottfernen Gesellschaft der DDR zu überleben, und welchen Preis sie dafür bezahlt haben …"

Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn