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Freiwillig – aber nicht nur in der Freizeit

Militärdekan Gregor Ottersbach, Katholisches Militärpfarramt Köln I
Foto: © KMBA
Über LoNo erreicht den vorgesetzten Soldaten die Information: Der Militärpfarrer lädt ein zum nächsten Gottesdienst.

Er schaut in seinen Terminkalender und den Org-Kalender der Dienststelle. Er verschiebt noch kurz durch ein Telefonat die in diesem Zeitraum angesetzte Besprechung um zwei Stunden. Dann trägt er den Gottesdienst in die Kalender ein. Er teilt seinem unterstellten Bereich die Gottesdienstzeit mit, damit keine weiteren Termine darauf gelegt werden und bittet um rege Teilnahme. Seine übergeordnete Führung informiert er über den Gottesdienst und seine Absicht daran teilzunehmen. Zuletzt bucht er beim Bw-Fuhrpark ein Kfz, damit er und die teilnehmenden Soldaten den Gottesdienstort erreichen können.

Er freut sich auf einen erkenntnisreichen, spirituell ansprechenden, frohen und lebensnahen Gottesdienst mit zahlreichen Teilnehmern und das anschließende Gespräch beim Kirchenkaffee. Ihm ist bewusst und er ist froh, dass der Dienstherr den Gottesdienst im Dienst erlaubt, ja wünscht, damit der Soldat zur Ruhe kommen, neue Gedanken für den täglichen Dienst fassen kann, angeregt wird durch Liturgie, Gottesdienst-Raum und Predigt und im Gebet Gott die eigenen Sorgen und Nöte sowie diejenigen der ihm anvertrauten Soldaten vortragen kann.

Dieser Bericht ist natürlich ein fiktiver Text. Aber er stellt beispielhaft dar, wie Soldaten mit der Vorbereitung auf Soldatengottesdienste umgehen könnten.

Wenn ich als Militärdekan auf zwölf Jahre Militärseelsorge zurückblicke, erkenne ich heute, dass es für den einzelnen Soldaten nicht einfacher geworden ist, den Gottesdienst beim Militärpfarrer aufzusuchen. Verschiedene Hürden müssen heute genommen werden, damit die eigene Besinnung und Lebensorientierung gefördert werden können, das Erleben von Glaubensgemeinschaft unter Soldaten erfahrbar wird und der Einzelne die Chance bekommt, in Gemeinschaft zu beten und zu singen.

Gerade die Gottesdienste scheinen aber in diesen bewegten Zeiten der Bundeswehr mit stets wechselnden Anforderungen, unterschiedlichen Interessen von Politik, Wirtschaft und internationaler Gemeinschaft und den Zeiten der Transformation innerhalb der Bundeswehr wesentlich zum Bild des Soldaten zu gehören. Denn Gottesdienste können erfahren werden als anforderungsfreie Räume, glaubensbestätigende und gemeinschaftsstärkende Orte, spirituell inspirierend und geistig lebendig erhaltend, ebenso als Möglichkeit zu klarer Hilfestellung und Orientierung bei dem nicht einfachen Dienst in den Streitkräften. Zeitweise ist es auch gerade die „Zweckfreiheit“ eines Gottesdienstes, die einen wieder neu inspiriert und ermutigt für den Dienst.

Solche Möglichkeiten darf der Soldat nutzen, denn darin tut er, ebenso wie beim Sport, etwas für seine Gesundheit – hier für seine seelische.

Klar geregelt

Besonders gilt hervorzuheben, dass Standortgottesdienste, zu denen keinem Soldaten die Teilnahme befohlen werden kann, während des Dienstes stattfinden, mithin nicht in der Freizeit, wie man es zeitweise hören kann. Leider gibt es immer wieder Vorgesetzte, die die entsprechenden Vorschriften nicht kennen und den Eindruck vermitteln, dass ein Standortgottesdienst außerhalb der Dienstzeit stattfände.

Mir scheint, dass der besondere Status des Soldaten gerade diese Form braucht, denn für die Berufung als Waffenträger, der sein eigenes Leben für Volk und Vaterland auch im Einsatz riskiert und selbst das Töten des Gegners nicht ausschließt, braucht es eine seelische Stärke, die zumindest auch durch den Gottesdienst gewonnen werden kann.

Haben wir als Christen immer wieder den Mut zu solchem Bekenntnis aus dem Glauben! Wir brauchen dabei Glaubende oder Nichtglaubende nicht vor den Kopf zu stoßen mit unserem Anliegen. Wir dürfen aber die außergewöhnliche Möglichkeit, die der Dienstherr aufgrund des besonderen Soldatendienstes bietet – vielleicht auch im Einsatz –, immer wieder nutzen, um die Segnungen und Impulse eines Gottesdienstes auch während der Dienstzeit zu empfangen.

Militärdekan Gregor Ottersbach,
Katholisches Militärpfarramt Köln I