11 
           

"Gott wohnt, wo man ihn einlässt"

Herbergsuche – eine Grafik von Peter Josef Paffenholz o. T., o. J. [vor 1955], Holz- oder Linolschnitt auf Japanpapier, 12,1 x 7,9 cm (AKMB, VIII.6.1.3)
Am Sonntag zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember beginnt die Adventszeit. Dem Namen nach bezeichnet der Advent (lat. adventus = Ankunft) die Vorbereitungszeit auf die Ankunft des Herrn.

Die hier wiedergegebene Grafik scheint auf den ersten Blick ein sprechendes Bild für den Advent zu sein.

Innerhalb eines einfachen Rahmens, aus kräftig gezogener schwarzer Linie bestehend, wird eine Ankunft in Szene gesetzt. Wir sehen ein Paar – ein bärtiger, leicht gebeugter Mann, gestützt auf einen Stock und hinter ihm stehend eine schwangere Frau, gehüllt in einen weiten Mantel, den sie vor ihrem Oberkörper zusammenhält. Es sind Josef und Maria. Nach langer Reise von Galiläa nach Judäa kommen sie in die Stadt Bethlehem, das Ziel ihrer Reise.

Der Tag neigt sich schon seinem Ende entgegen. Die Sterne sind bereits am Abendhimmel zu sehen, in der Grafik durch drei Sterne über dem Paar angedeutet. Josef und Maria benötigen eine Unterkunft für die Nacht. Sie gehen von Herberge zu Herberge. Die erfolglose Herbergsuche wird in dieser grafischen Darstellung in dem Moment festgehalten, als das weit gereiste Paar vor verschlossener Tür steht, hier grafisch nur durch ein einfaches perspektivisch gezeichnetes Rechteck angedeutet. Josef, mit einem weiten Umhang bekleidet, hat sein Haupt gesenkt und wartet auf eine Reaktion nach seinem Klopfen an der Tür. Aber die Tür bleibt verschlossen.

Sie bleiben zunächst draußen vor der Tür, „weil in der Herberge kein Platz für sie war“ (Lk 2,7). Schließlich finden sie aber doch noch in einem Stall ihr Nachtquartier und für die hochschwangere Maria kommt die Zeit der Niederkunft. So findet die Ankunft des Herrn trotz aller Abweisung vor etlichen Herbergen dennoch statt – zur Zeit des römischen Kaisers Augustus in einem Stall zu Bethlehem. Auch diese Szene – das zentrale Weihnachtsgeschehen – hat der Künstler in einer Grafik festgehalten (vgl. Kompass 12/08, S. 16f.).

Der Kölner Künstler Peter Josef Paffenholz (1900–1959) hatte beide Druckgrafiken in der ersten Hälfte der 1950er Jahre angefertigt und dem Kölner Bachem Verlag als mögliche Illustrationen für Publikationen überlassen.

Als verschiedene Verlage im Jahre 1956 angefragt wurden, das Manuskript für ein katholisches Soldatengebet- und Gesangbuch zu verlegen, sandte der Bachem Verlag ein Angebot mit verschiedenen Grafiken als Vorschläge zur Illustration des Soldatengebetbuches, darunter die beiden ausdrucksstarken Szenen zur Weihnachtsgeschichte. Mit den Akten gelangten die Grafiken schließlich ins Archiv der Katholischen Militärseelsorge zur dauerhaften Sicherung.

Dr. Monica Sinderhauf