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Sehnsucht nach dem Licht

Militärpfarrer Stephan Frank, Katholisches Militärpfarramt Hammelburg
Foto: © KMBA
Seit über sieben Jahren mache ich in der Adventszeit für zwei, drei Tage einen Abstecher ins Land der Nussknacker, Räuchermännchen und Weihnachtsmärkte: ins Erzgebirge, nach Schneeberg, Annaberg, Schwarzenberg und Marienberg. Und besonders schön ist es abends.

Schließen Sie einmal die Augen. Es ist dunkel. Wir sehen nichts mehr. Wir haben die Vorstellung von einer Nacht ohne Sterne. Es ist eine stockdunkle Nacht. Innerlich mag uns dies auch vorstellbar sein, durch Dunkelheit und Ausweglosigkeit, die wir in unserem Leben erfahren haben. Sehnsucht nach dem Licht macht sich breit, innerlich wie äußerlich.

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Advent im Erzgebirge

Wenn ich im Winter in dieser Dunkelheit vor Weihnachten durch das Erzgebirge fahre, dann bin ich immer wieder erstaunt, wie die Lichter der Schwibbögen die Tiefe der nächtlichen Dunkelheit durchbrechen und sich ein Lichtermeer ausbreitet. In fast jedem Fenster eines Hauses steht ein Schwibbogen. Ob Plattenbausiedlung am Rande der Stadt, Neubauten oder alte Häuser, überall Schwibbögen.

Eine alte Tradition aus dem Erzgebirge. Die Bergleute fuhren in der Dunkelheit des Morgens in die Gruben hinein und kamen erst am Abend wieder aus dem Bergwerk in die Dunkelheit hinaus. Sie erlebten in der Winterszeit nur Nacht. So entwickelte sich der Brauch, Schwibbögen in die Fenster zu stellen: Lichterbögen, die gleichsam den Himmelsbogen symbolisieren, und um den Bergleuten auch den Weg nach Hause zu zeigen.

So können wir sehr gut verstehen, dass Menschen Sehnsucht nach dem Licht haben. Äußerlich wie innerlich.

Foto: privat
Und bei uns?

Die meisten von uns wohnen nicht im Erzgebirge, sind keine Bergleute, haben eine warme Wohnung und auch genügend Licht im Haus. Aber auch wir haben Sehnsucht – Sehnsucht nach dem Licht, nach Wärme, Geborgenheit, einem Zuhause, das uns von Menschen geschenkt wird; Menschen, denen wir vielleicht nur flüchtig begegnen, wo wir ganz einfach spüren, sie meinen es gut mit uns. Und natürlich mit den Menschen, mit denen wir Tag für Tag zu tun haben.

Uns allen wünsche ich viel Sehnsucht nach dem Licht, nicht nur im Erzgebirge und nicht nur im Symbol des Schwibbogens. So möge tatsächlich der Schwibbogen einen Bogen spannen zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen.