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Nah am Menschen - Militärseelsorge in Erfurt (Teil 1)

Militärseelsorger Eisend im Gespräch mit einem wichtigen Kooperationspartner im FBZ Erfurt, dem Leiter OStFw Langnau
Fotos (6) © Kompass / Volpers
„Menschenwürde ist der unbedingte Lebensinhalt moderner Demokratie!“ Dieser und ähnliche Sätze begegnen einem immer wieder im Umgang mit dem Erfurter Militärseelsorger, dem Diplom-Theologen und Pastoralreferenten Franz Eisend – nicht nur im Lebenskundlichen Unterricht. Sie zeigen, was ihn inhaltlich umtreibt, auch bei den vielen Begegnungen und Einzelgesprächen in den Kasernen von Erfurt, Bad Salzungen und Gotha. Ebenso häufig spricht der Seelsorger aus dem Erzbistum Bamberg über „Verantwortung und Freiheit“ mit den ihm anvertrauten Menschen, spätestens seitdem er 2007 aus dem hessischen Standort Homberg/Efze in Richtung Osten wechselte.

Die zunehmenden Auslandseinsätze hinterlassen bei der Katholischen Militärseelsorge im Herzen von Thüringen ihre Spuren und prägen sowohl die Arbeit wie das Leben der Soldatinnen und Soldaten in dieser Region, auch dann, wenn sie wieder für einige Monate oder länger in Deutschland sind und ihren „normalen“ Dienst tun. Pastoralreferent Eisend teilt diese Erfahrungen, seit er ein Kontingent in den Kosovo begleitete und dort betreute.

Vielfach erforderlich: Vertrauen

Gesprächs- und Kooperationspartner sowohl für Pastoralreferent Franz Eisend als auch für Pfarrhelfer Andreas Schedel sind ferner, unabhängig von der Konfession, die gewählten Vertrauenspersonen: Diese stellen für eine Armee eine Besonderheit, die es in dieser Art und Weise gesetzlich geregelt nur in Deutschland gibt. Mit Hauptmann Haas vom Stab des Führungsunterstützungsbataillons 383 auf der „Henne“ geht es im Gespräch unter anderem um die Stichworte Menschenführung, Ausbildung und Einsatzvorbereitung sowie die Veränderungen, die eine Verkürzung der Wehrpflicht auf sechs Monate mit sich bringen würde.

Arbeitsfeld Familienbetreuung

Sehr wichtig ist für die Militärseelsorge in diesem Zusammenhang die Kooperation mit der Familienbetreuungsorganisation (FBO) der Bundeswehr. Während das Katholische Militärpfarramt Erfurt in der Henne-Kaserne seinen Sitz hat, ist das Familienbetreuungszentrum (FBZ) Erfurt in der Löberfeld-Kaserne angesiedelt. Dort sind auch das Wehrbereichskommando III und der Katholische Leitende Militärdekan Erfurt zu finden. Von hier aus werden die Familienbetreuungsstellen (FBSt) des Seelsorgebezirks in Gotha und Bad Salzungen gesteuert, auch die in Bad Frankenhausen und Gera. Mit dem Leiter des FBZ, Oberstabsfeldwebel Langnau vom Landeskommando Thüringen, hat der Militärseelsorger Wichtiges zu besprechen:

Die Vertrauensperson der Offiziere, Hauptmann Haas, ist zu Pfarrhelfer Schedel und Pastoralreferent Eisend in das Besprechungszimmer des Militärpfarramts gekommen.
Als ein Partner im Psychosozialen Netzwerk (PSN) engagiert er sich bei den Veranstaltungssonntagen für die Angehörigen von Soldatinnen und Soldaten, die im Einsatz sind, nimmt an den größeren Veranstaltungen außerhalb der Kasernen teil und steht zur Verfügung, falls Vorgesetzte den Hinterbliebenen eine Todesnachricht überbringen müssen. Während OStFw Langnau zugute kommt, dass er sich als Vater eines Einsatzsoldaten sehr gut in die Sorgen und Probleme der Angehörigen hineinversetzen kann, profitiert Pastoralreferent Eisend von seiner Auslandserfahrung.

Lebenskundliche und ethische Bildung

Durch diese und weitere Besprechungen zieht sich zudem das Thema „Vorbereitung und Durchführung des Lebenskundlichen Unterrichts“. Die wesentlichen Veränderungen, die die vorläufige Neufassung der Zentralen Dienstvorschrift (ZDv) 10/4 Anfang vergangenen Jahres mit sich gebracht hat, wie die Erfassung aller – auch der ungetauften – Soldaten und die Schwerpunktverlagerung auf Fragen der Berufsethik, machen sich jetzt deutlich bemerkbar: Sie bringen z. B. organisatorische Änderungen mit sich, die die Dienstpläne und truppeninterne Abläufe betreffen und verlangen die verstärkte Kooperation mit Bildungshäusern wegen der Zusammenfassung von Unterrichtseinheiten zu Blockveranstaltungen und Tagesseminaren.

Eine besondere Bundeswehr- Dienststelle am Erfurter Flughafen: Der SAR-Hubschrauber wird für die Nacht in seinen Hangar gezogen.
Beispiel für zivil-militärische Zusammenarbeit

Eine etwas ungewöhnliche Dienststelle, die ebenfalls zum Aufgabengebiet der Katholischen Militärseelsorge in der thüringischen Landeshauptstadt zählt, ist hier abschließend hervorzuheben. Von der Luftwaffe aus Holzdorf sind vier Soldatinnen und Soldaten rund um die Uhr in jeweils 7-Tage-Schichten am Rande des Erfurter Flughafens einsatzbereit. Mit der nicht mehr ganz „jungen“ Bell UH-1D sind sie eingebunden in das „Search-and-rescue“-System (SAR) der Streitkräfte und zugleich in die Luftrettung von Bundesland und ADAC.

Hubschrauberpilot, Bordtechniker, Luftrettungsmeister(in) und Kraftfahrer (zumeist ein Wehrpflichtiger bzw. freiwillig Längerdienender) sind dort sehr auf sich gestellt. In ihrer Aufgabe, die zwischen mehr oder weniger langen Phasen der Bereitschaft und des Wartens und plötzlich auftretender Hektik schwankt, sobald ein Notruf eingeht und die Maschine möglichst schnell startklar sein muss, sind sie dankbar für den überraschenden Besuch des Militärseelsorgers. Dieser hat immer ein offenes Ohr und großes Interesse an ihren Erfahrungen und Nöten.

Teil 2 dieser Reportage folgt in einer der nächsten Ausgaben.

Jörg Volpers

Weitere Bilder
Das Team der Luftrettungsstation erläutert Pastoralreferent Eisend den Einsatzbereich.
Pastoralreferent Eisend begleitet die Gruppenarbeit eines Seminars.